Pest- und Cholera-Bücher wie das "Decamerone", Thomas Manns Novelle "Der Tod in Venedig", Albert Camus' "Die Pest" oder Gabriel Garcia Marquez' "Liebe in Zeiten der Cholera" sind wohl vielen von Ihnen bekannt. Auch der bis zur Jahrtausendwende meist tödliche AIDS-Virus hat nicht nur schmerzliche Lücken unter Künstlern, sondern auch unglaubliche Literatur hinterlassen. Aktuell haben wir zwei Empfehlungen für Sie. Beide sind sehr nüchtern verfasst - und ja, wir liefern, falls möglich, auch englischsprachige Bücher.
Sachbuch über Epidemien
Es ist ja nun nicht so, dass Expertinnen und Experten uns nicht schon seit Jahren vor einer neuen Pandemie mit einer hohen Sterblichkeitsrate warnen. Bloß nahm sie keiner ernst: Die Schweinegrippe 2009 wurde von der breiten Öffentlichkeit in Deutschland bald abgetan, da sie relativ glimpflich verlief. Viele Virologen sind selbst überrascht, dass nicht die erwartete tödliche Influenzawelle kam, sondern das neue Coronavirus. Schon 2018 warnte ein preisgekröntes Sachbuch die Öffentlichkeit eindrücklich vor neuen, vermeidbaren Epidemien. Der Autor ist eine Kapazität im öffentlichen Gesundheitswesen.
Jonathan Quick: The End of Epidemics
Scribe
Press, London
£14.99 (Preis in Euro auf Anfrage)
Literarischer bericht
Daniel Defoe (1661 - 1731) wurde durch den Roman "Robinson Crusoe" bekannt. Er war aber auch ein brillanter Journalist, wie sein Bericht über den verheerenden Ausbruch der Beulenpest 1665 in London zeigt, konstruiert aus Kinderheitserinnerungen und gründlicher Recherche. In Ich-Form verfasst, wirkt "Die Pest in London" so plastisch, dass man sie spontan für einen Augenzeugenbericht hält. Gerade der trockene, scharfsinnige Ton bewegt. Große, zeitlose Literatur. Sie steht Ihnen auch kostenfrei online beim Project Gutenberg zur Verfügung. Wir wetten auf baldige Neuübersetzung und -auflage.
Daniel Defoe: Journal of the Plague Year
Penguin Classics, London
£9.99 (Preis in Euro auf Anfrage)