Et kütt vüür, dat ich mein, dat jet klirrt
Dat sich irjendjet en mich verirrt
E Jeräusch, nit ens laut
Manchmol klirrt es vertraut
Selden su, dat mer't direk durchschaut
Mer weed wach, rief die Aure un sieht
En'nem Bild zweschen Breughel un Bosch
(Wolfgang Niedecken / BAP, "Kristallnaach",1982 -
hier das aktuelle, hochdeutsche YouTube-Video von 2017)
In dem Zeitzeugenband "Ich habe Köln doch so geliebt" (Hg.: Barbara Becker-Jákli, Emons Verlag 2002, antiquarisch erhältlich) erzählen jüdische Kölnerinnen und Kölner - säkular,
liberal, orthodox, wohlhabend, arm, deutsch, polnisch - wie traumatisch sie als Kinder die Reichspogromnacht erlebten. Zwei Tage später feierten viele
nicht-jüdische Nachbarn am 11.11. den Karnevalsbeginn. Die
drei lieferbaren Titel zur jüdischen Zeitgeschichte in Köln von Barbara Becker-Jákli bei Emons bestellen wir Ihnen gerne.
Laut Bundeskriminalamt haben die Straftaten bei Hasskriminalität im vergangenen Jahr mit 10.240 Fällen gegenüber
dem Jahr 2019 (8.585) um 19,28 Prozent zugenommen: allein bei judenfeindlichen Delikten um 15,7 Prozent. Das im Juni 2021 vom Bundestag verabschiedete Gesetz zur besseren Bekämpfung von Hasskriminalität vor allem im Internet wertet antisemitische Hetze als
strafverschärfend (Meldestelle beim BKA).
In der Millionenstadt Köln leben laut Synagogengemeinde rund 4.000 Juden. Hinzu kommt die liberale jüdische Gemeinde Gescher LaMassoret ("Brücke zur Tradition"). Sie wird von der ukrainischstämmigen Rabbinerin Natalia Verzhbovska geleitet. Vor ihrer Zerstörung am 9.
November 1938 war die große Synagoge an der Roonstraße jüdisch-liberal ausgerichtet. Seit dem Wiederaufbau ist sie bürgerlich orthodox geprägt.
Karneval wird übrigens auch gefeiert! Das war schon vor der Shoa und seit der frühen Bundesrepublik so. Seit einigen Jahren gesellen sich die Kölschen Kippa Köpp vun 2017 e. V. unter ihrem Präsidenten Aaron Knappstein offiziell zu den vielen Vereinen der Kölner Karnevalslandschaft. In diesem Sinne: "Lebe kütt zoröck / Un mir singe Alaaf".